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1. Dichtung des Mittelalters - S. 29

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
Vorfrühling, von 1100 bis 1180. 29 heit und das deutsche Volk unter ihm als die weltgebietende Nation, so mußte diese Anschauung um so ausgedehntere Geltung erlangen, als in den Hohenstaufen lebensfrische, heldenhafte, von den höchsten Ideen er- füllte Herrscher den Kaiserthron inne hatten und durch glorreiche Taten in Deutschland, Italien und dem Oriente den Glanz ihres Namens weit- hin verbreiteten. Kein Wunder daher, daß damals alle Stände, alle Geschlechter Deutschlands ein allgemeines, stolzes Nationalgefühl beseelte, daß alle der Größe und der Bedeutung ihres Volkes sich lebhaft bewußt wurden. So bot dieser glanzvolle Zeitraum fruchtbare poetische Elemente dar, die das ganze Volk bewegten und begeisterten. 4. Die Blüte des deutschen Ritter st and es. Dieser erhielt durch die Kreuzzüge eine idealere Richtung, nahm im Umgang mit edlen Frauen (Ironie — Herrin) feinere gesellige Bildung an und entwickelte äußeren Glanz. Wie die Kaiser und Fürsten, namentlich die Herzoge von Österreich und die Landgrafen von Thüringen, die Dichtkunst förderten und ihre Vertreter begünstigten, so bemühten sich die Ritter auf ihren Burgen ein Gleiches zu tun, ja sie wurden sogar selbst Dichter, übten und pflegten die edle Kunst, wo immer nur Gelegenheit sich bot. 5. Die Anregung zur Poesie seitens der Troubadours (z. B. Bertrand de Born ßuhland)) in der Provence und seitens der Trouveres^ im nördlichen Frankreich. Jene brachten schon früh die lyrische Poesie in Darstellung von Liebe und Galanterie zu kunstreicher Ausbildung, diese behandelten vorzugsweise epische Stoffe und boten in diesen den deutschen Epikern reiches Material. Der eigentlichen Blütezeit ging ein Vorfrühling voraus, der von 1100—1180 reicht. 8 7. Dichtungen des Vorfruhlings. Der Zeit der Vorbereitung fehlt noch die Vollendung des Versbaues, die sorgsame und richtige Behandlung des Reimes und namentlich die Reinheit der Sprache. Auf dem Gebiete der geist lichen Poesie finden wir vorzugsweise Heiligenlegenden, Psalmen und geistliche Volkslieder. Besondere Hervor- hebung verdient als ein Lied, in welchem die ganze Jnnigkeit und Lieb- lichkeit der mittelalterlichen Marienverehrung zum Ausdrucke kommt, das „Marienleben" des Geistlichen Wernher, um 1173 verfaht. 1 1 Beide Wörter von trouver (trouber und trobar) — erfinden.

2. Dichtung des Mittelalters - S. 131

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
‘§ 12. Gudrun. 131 Das Gudrunlied, welches man die deutsche Odyssee genannt hat, steht dem Nibelungenliede, der deutschen Ilias, fast ebenbürtig zur Seite. Auch hier bewundern wir die kühne Streitlust, die deutsche Helden- kraft, wie sie uns namentlich in dem kriegsgewaltigen Wate entgegen- tritt, auch hier bildet die Treue den Grundzug des Ganzen. Die Treue der Braut gegen ihren Verlobten hält unwandelbar fest in Drang und Not, sie bewährt sich durch heroisches Ertragen eines lange Jahre dauernden schmachvollen Leides. Rief im Nibelungenliede die Untreue die tragische Schuld hervor, welche alle ins Verderben zog, so vermittelt in der Gudrun die Treue Frieden und Aussöhnung, in der alle sich beglückt fühlen. So ist der Grundton, der das Ganze durchzieht, ein Gegensatz des Grundtones des Nibelungenliedes. In diesem folgt Leid aus Freude, in der Gudrun geht Freude aus Leid hervor für die Hauptheldin und für alle, die mit ihr in Verbindung stehen. Die Charaktere der einzelnen Personen sind, der Sinnesart der- selben entsprechend, sorgfältig durchgeführt. Wie Kriemhild in den Nibelungen die Hauptperson ist, so bildet hier Gudrun, eine deutsche Penelope, den Mittelpunkt. Sie ist mit vorzüg- lichen weiblichen Eigenschaften derart ausgestattet, daß sie zuweilen über das Maß der gewöhnlichen Weiblichkeit hinausgehoben ist. Schamhaft weist sie den wärmenden Männermantel zurück, wenn auch der eisigkalte Märzwind dnrch ihr nasses Gewand fährt; mild bietet sie Ortrun und allen ihren Genossinnen gegen Wate Schutz, ja sie weist selbst ihre harte Peinigerin Gerlind nicht völlig ab, als diese hilfesuchend zu ihr eilt; um dieselbe zu retten, verleugnet sie sogar Wate gegenüber ihre Anwesenheit. In ihrem Bräutigam das Ideal stolzer Ritterlichkeit erkennend, ist sie in ihrer Gesinnung unerschütterlich: weder die verlockende Aussicht auf ein glänzendes Los an der Seite eines durch Gesinnung und Tapferkeit hervor- ragenden Königssohnes, noch die schmachvollste Erniedrigung, welche die hohe Königstochter zu einer dienenden Magd herabwürdigt, vermag sie in ihrer Treue wankend zu machen. Sie trägt alles mit wahrhaft männ- lichem Starkmute: man erblickt auch in der zur Magd Erniedrigten die hoheitsvolle Prinzessin. Ihre Djfutter Hilde hat von ihrem harten Vater eine gewisse Starrheit geerbt. Wenn die Tyrannei desselben sie auch zu Heimlichkeit und List führt, so sucht sie doch im übrigen ihr Ziel aus geradem Wege unentwegt zu erreichen. So verliert sie den Gedanken an Rache nicht aus dem Sinne und weiß ihn willensstark zur rechten Zeit ins Werk zu setzen; so kann sie nur widerwillig, gedrängt durch die Bitten und Tränen Gudruns und Ortruns, sich entschließen, Hartmut die erbetene Ver- 9 *

3. Dichtung des Mittelalters - S. 132

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
132 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. zeihung zu gewähren. Ein Bild der treuen Freundschaft bietet Hild- burg: in liebenswürdiger Teilnahme scheut sie die entehrendsten Dienst- leistungen nicht, um nur der Freundin tröstend zur Seite stehen zu können. Rein weiblich und zart angelegt erscheint Ortrun: durch herzliche Freund- schaft sucht sie das harte Los zu mildern, welches ihre grausame Mutter der armen Verlassenen auferlegt. Diese, „die Teufelin Ger lind", wie der Dichter sie oft nennt, ist hart und unbarmherzig, sie fordert von der hohen Königstochter Dienste, wie sie solche der niedrigsten Magd nicht ab- verlangen würde; aber dennoch straft sie nicht einer Teufelin gleich aus grausamer Lust, sondern nur aus Liebe zu ihrem Sohne, für welchen sie in Gudrun die vortrefflichste Gattin sieht. Unter den Männern erscheint Hagen hart, ungeschlacht und ein- gebildet auf seine rohe Kraft, doch nicht ohne gewisse Gutmütigkeit und Milde, die er namentlich beim Abschiede von seiner Tochter offenbart. Im Gegensatze zu ihm steht Hettel; wenn auch ausgestattet mit allen Eigen- schaften der königlichen Macht und Würde, folgt er dennoch einsichtsvoll dem Rate seiner Vasallen und ist gegen die Tochter ein nachsichtiger Vater. Sein jugendlicher Sohn Ortwein ist das getreue Abbild des Vaters, hoch entflammt in Liebe zu den Seinigen, für deren Ehre er mit wahrem Mannesmute eintritt. Mit ihm kämpft tapfer um die geraubte Braut Herwig, eine ritterliche Erscheinung voll Mut und beharrlicher Tatkraft, aber auch voll Milde und zarter Rücksicht. In weniger vorteilhaftem Lichte ist Hartmut gezeichnet. Weicheren Sinnes, läßt er sich ganz von seiner Mutter leiten, wenn er auch sieht, wie grausam dieselbe gegen die von ihm geliebte Gudrun verfährt. In der Schlacht ist er jedoch ein tapferer Krieger, der die tüchtigsten Helden überwindet. Gegen Gudrun bleibt er, so oft er anch von ihr zurückgewiesen wird, stets gleich zart und rücksichtsvoll. Kräftigeren Charakter zeigt sein Vater Ludwig, der nicht bloß Tapferkeit, sondern auch Klugheit und List kennt, aber dennoch nicht Kraft genug besitzt, um feiner ehrsüchtigen und alles beherrschenden Gattin Gerlind entgegenzutreten. Die Vasallen Hettels: Wate, Frute und Horand, sind jeder für sich mit besondern Zügen ausgestattet. Wate ist der ge- waltigste und tapferste Degen, deffen Furchtbarkeit gleich der Hägens im Nibelungenliede schon äußerlich sich zeigt. Frute wirkt als Kaufmann verkleidet durch seine List, während Horand durch seinen lieblichen Gesang einem Orpheus gleich herrliche Wundertaten vollführt. So erscheint uns das Gudrunlied bei knapper Kürze als ein von schöner Idee getragenes, farbenreiches, durch feine und kräftige Charakte- ristik ausgezeichnetes, mit vielen trefflichen Einzelschilderungen ausgestattetes, den Stoff völlig erschöpfendes Werk. Mögen auch einzelne diese „wunder-

4. Dichtung des Mittelalters - S. 139

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
17. Hartmann von Aue. 139 mächtig und verstand außer der lateinischen Sprache auch die französische. Er bezeugt diese seine höhere Bildung in naiver Offenheit in dem Ein- gänge seiner Dichtung „Der arme Heinrich" (s. S. 143) und ähnlich in seinem „Jwein". Im übrigen ist seine Lebensgeschichte uns kaum bekannt; wir wissen nur, daß er an einem Kreuzzuge teilgenommen hat und nach 1210 gestorben ist. Er gilt seinen Zeitgenossen als Meister höfischer Bildung, der sich namentlich auf äiu mäze versteht, das weise Maßhalten in allen Dingen, und auf den feinen Takt. Seine musterhafte mittelhochdeutsche Sprache zeigt eine anmutige Glätte in wohl gefügtem Satz- bau und tadellosem Reim; seine Darstellung ist klar und ruhig, frei von jeder Übertreibung, aber anziehend durch innere Lebendig- keit und edle Natürlichkeit, namentlich auch durch die ihm eigene Seelenmalerei. Daher rühmt ihn auch Gottfried von Straßburg in seinem Tristan mit folgenden Worten: „Herr Hartmann der Auwäre, Ahi, wie der die Märe So außen als auch innen Mit Worten und mit Sinnen Durchfärbet und durchschmücket! Wie seine Rede zücket Auf der Aventüre Sinu! Wie hell und klar von Anbeginn Sind seine Wörtlein von Kristall Und bleiben es auch immer all! Mit Sitten treten sie heran Und schmiegen nahe sich uns an Und werden lieb dem reinen Mut. Er setzte sich in seinen zwei Epen „Erek" und „Jwein", welche beide der Artus-Sage angehören, zum Ziele die Verherrlichung zweier Ideale des Rittertums, der Tapferkeit und der Liebe. Außerdem be- sitzen wir von ihm die Legende „Gregorius vom Steine" und die poetische Erzählung „Der arme Heinrich". Erek, die Bearbeitung einer französischen Dichtung von Chretien de Trotzes, zeigt noch Unvollkommenheiten in der ermüdenden Breite der Schilderung von Nebenumständen und in der mangelhaften Behandlung der Sprache. Der Held „verliegt" sich nach seiner Hochzeit mit der schönen (Suite und wird deshalb von ihr zu ritterlichen Taten getrieben. Nach vielen, mit großen Gefahren verbundenen Heldenabenteuern, denen sie zur Strafe dafür, daß sie an seinem Mute gezweifelt, als Zeugin beiwohnen muß, söhnt er sich mit ihr aus und übernimmt die Herrschaft seines Vaters. Jwein. Jwein oder „der Ritter mit dem Löwen" ist das vollendetste Gedicht Hartmanns und der Form nach die regelmäßigste unter allen mittelhochdeutschen Dichtungen. Den Stoff entnahm der Dichter dem

5. Dichtung des Mittelalters - S. 171

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
21. Stoff und Form der Lyrik. 171 der Erzählung ist ein Bauernsohn, den Überdruß an Arbeit und Hochmut zu den Raubrittern treiben. Nach vielfachen Übeltaten wird er als Wegelagerer ergriffen und gehenkt. Die sittliche Tendenz des Dichters ergibt sich vornehmlich aus den Worten: „Wo eigensinn'ge Knaben trachten Der Eltern Worte zu verachten, Die sei'n durch diese Mär' gewarnt. Und wenn wie Helmbrecht sie umgarnt Der Hochmut, so ist's gut und recht, Wenn sie auch enden wie Helmbrecht." Der Stricker (striekaoro — Zusammenfüger), ein vielseitiger, nach seinen Lebensverhältniffen unbekannter Dichter aus Österreich, welcher die komische Seite des Hoffschen Epos in seinem „Pfaffen Amis", einem mittelalterlichen „Eulen- spiegel", vertritt. 8 21. ß. ¿i yx i ü. Stoff und Form der Lyrik. Neben der Epik blühte gleichzeitig die Lyrik. Dieselbe äußert sich vorzugsweise in dem sog. Mi nnegesänge, dessen Hauptthema die Minne ist (vgl. meminisse — gedenken), d. h. die seelenvolle keusche Liebe, das stille, sehnende Denken an die Geliebte. Die den Dentschen schon von ihren Vorfahren her innewohnende Hochachtung 1 des weiblichen Geschlechtes hatte durch den Einfluß des Christentums, namentlich durch die Verehrung der Gottesmutter Maria, noch eine bedeutende Stärkung erhalten. Dazu erachtete das Rittertum es als eine seiner ersten Pflichten, die Frauen zu ehren und ihrem Dienste sich zu widmen. So konnte in der idealen Richtung des damaligen Rittertums der Frauenkult einen solchen Grad erreichen, wie wir ihn in den Minneliedern kennen lernen. Zwar haben dieselben vielfach etwas Einförmiges, da der Kreis der Ge- danken und Empfindungen in denselben auf stilles Hoffen und süße Sehn- sucht, auf jubelnde Wonne bei freundlicher Zuneigung der nicht einmal mit Namen genannten Geliebten, auf schmerzliche Klage bei etwaiger Härte oder Untreue derselben sich beschränkt; sie bekunden aber dafür auch die tiefe und keusche Zartheit des deutschen Gemütslebens in lieblicher und fesselnder Anmut. In dieser Hinsicht ist der Minnegesang auch für die Sittengeschichte von großer Bedeutung gewesen. „Dieses eine Gefühl der Liebe", be- 1 Tacitus sagt in seiner G-ermania c. 8: Inesse (feminis) quin etiam sanctum aliquid et providum putant.

6. Dichtung des Mittelalters - S. 217

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 26. Aus Freidanks Bescheidenheit. 217 Von lxdrl Eine Tugend liebt die andre Tugend; Eine Jugend auch die andre Jugend. So in Alter als in Jugend Ziemt nichts so sehr als Zucht und Tugend. Es srommt nicht furchtlose Jugend: Niemand ist edel ohne Tugend. Vom Neid tut niemand Herzweh an Als dem neidigen Mann. Niemand mag auf lange Zeit Große Ehre haben ohne Neid. und Tugend. Wer ohne Furcht lvird erzogen, An dem ist Tugend betrogen. ^Zöer Tugend hat, ist wohlgeboren; Ohne Tugend Adel gar verloren. Wer da eigen oder frei. Ob von Geburt nicht edel sei, Er soll sich edel machen Mit jugendlichen Sachen. Neide. Neid erhub sich und Streit Im Himmel in der ersten Zeit: Das Wunder ist darum nur klein, Stellt Neid sich auch auf Erden ein. Vom Schelten. An sich selber findet jedermann Genug zu schelten, wer's merken kann. Das Schelten unterbliebe. Wenn er Selbsterkenntnis triebe. Vo» Himmelreich und Hölle. Überstarker Feinde drei Lassen keinen Tag mich frei: Die Welt und des Teufels List, Mein eigen Herz das dritte ist. Gott mag mich schützen vor den ersten; Mein Herz behüten ist am schwersten, Denn es wacht noch in der Frist, Wenn mir der Leib entschlafen ist. Es hat niemand weisen Mut, Als wer Gottes Willen tut. Man findet manchen weisen Mann, Der kluger Rede Kunst nicht kann. Eines weisen Mannes Mut Nähnl ich für zweier Toren Gut. 'Än der Rer erkenn^ ich Toren, Den Esel an den Ohren. Von Trunkenheit. Trunkenheit tut selten gut, j Das Vieh, dem Gott nicht Sinn beschied, Sie betäubt und lähmt uns weisen Mut, Wenn es zu Dorf vom Felde zieht, Sie ist ein Raub der Sinne gar, j Erkennt doch jegliches wohl Des Todes Bild, des nehmet wahr. Haus und Hof, dahin es soll;

7. Dichtung des Mittelalters - S. 242

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
242 Wörterbuch. ingesinde stn. Hausgenossenschaft, Diener- schaft, die zum Hose gehörigen Mannen, inne, innen adv. innen; i. bringen einen eines merken oder einsehen lassen, über- zeugen Von. innecliche adv. im Innersten, innig, Von Herzen. iire adj., i. gän (c. gen.) eines Dinges entbehren, nicht zurecht wissen betreffs, itewize stm. Vorwurf, itewizen swv. vorwerfen, Vorhalten, iuwer, iwer euer. iz es. i’z — ich ez. ja ja, fürwahr. jaemerlich adj. Leid erregend, schmerz- lich ; jeemerliche adv. jagen swv. jagen; j. üf zu etwas treiben, jaspes, jaspis stm. Jaspis, ein Mineral, jeden stv. (c. gen.) sagen, bekennen, den Preis zuerkennen (praes. gihe, praet. jach), joch auch. junc adj. jung; jungest letzt, ze jun- gest zuletzt. kamersere stm. Schatzmeister, Käm- merer. kamerserin stf. Hofmeisteriu. kapfen swv. gaffen; an k. bewundernd anschauen. karacte swm. Schriftzeichen, Buchstabe, karfritac stm. Karfreitag, kemenäte (caminata) swf. heizbares Gemach, besonders für Frauen, kören swv. kehren, wenden, sich wenden, kiel stm. größeres Schiff, kiesen stv. wählen, auswählen, sehen, kinne stn. Kinn. kint stn. Kind, Jüngling, kiusche, küsche adj. enthaltsam, sitt- sam, rein. kiusche, küsche stk. Keuschheit, Sitt- samkeit. klagen swv. (praet. kiagete u. kielte) beklagen, klagen, sich beklagen, klar adj. glänzend schön, rein. hell. kleit — klaget, krä swf. Krähe. kraft stf. Kraft, Heeresmacht, Fülle, Reichtum. kreftic adj. stark, groß; krefticllche adv. kranken swv. krank machen, schwächen. kriechesch adj. griechisch. kristallin adj. Von Kristall. kriuze stn. Kreuz. krump adj krumm, Verdreht. küele adj. kühl. kumber stm. Kummer, drückendes Leid. küme adv. kaum, mit Mühe, in Not. kumen — körnen stv. kommen (kume [küme], kümest [kumst], kümt [kumt], körnen [körnen]; praet. quam oder kam, guarnen oder kämen [kö- rnen] ; part. praet. körnen [körnen], kumpänie, cumpänie stf. Genossenschaft, Gesellschaft. künde, künde stf. Kunde, Nachricht, künden swv. kundmachen, Verkünden, kündic adj. bekannt, künec, kiinic, kunic stm. König, kunft stf. Ankunft. künne stn. Geschlecht, Sprößling, Ver- wandter. künnen, kunnen können (kan, kanst, kan, künnen [kunnen]; Conj. künne; praet. künde [konde]; part. kunnet [kund], kunt adj. bekannt; kunt tuon bekannt machen, bezeugen. kür stf. Wahl; an der kür wesen zur Beurteilung berechtigt sein. küssen swv. küssen (praet. kuste). kurzewile, kurzwil stf. Kurzweil, Unter- haltung, Vergnügen, kurzewilen, kurzwilen swv. sich Kurz- weil machen. lantliute, lantlüte stm. pl. Leute im Lande, Einwohner eines Landes, lantrehtaere stm. pl. die vom Landesherrn zum Urteilsspruch entbotenen Freien, lasier stn. Schmähung, Schande, lästerlich, lesterlich adj. schimpflich; lästerliche adv.

8. Dichtung des Mittelalters - S. 214

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
214 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. bekannt geworden und ist auch heute noch ein treffliches Laien- brevier. 4. Der Renner des Hugo von Trimberg (um 1300.) Der Verfasser, von 1260 bis 1309 Rektor der Schule am Kollegiatstifte zu Theuerstadt, einer Vorstadt von Bamberg, zeigt sich in seinem gegen 25 000 Verse enthaltenden Werke als Mann von umfassender Kenntnis und Gelehrsamkeit. Er nennt dasselbe Renner, weil es rennen soll durch die Lande (Kenner ist ditz buoch genant, wan ez sol rennen durch diu lant). Christliche Weisheit, Gottesfurcht und Frömmigkeit sind ihm die einzigen Mittel, um gegen den hereinbrechenden Sittenverfall zu wirken, der durch Hoffart, Geiz und Unmüßigkeit, namentlich in den höheren Stän- den, hervorgerufen wird. Gleich Freidanks Bescheidenheit war und blieb das Werk in seiner volkstümlichen Fassung, in der Frische der vielfach eingestreuten Erzählungen und in der Trefflichkeit der vorgebrachten Grund- sätze, trotz seiner zu großen Ausdehnung und Planlosigkeit, eines der be- liebtesten und verbreitetsten Bücher bis ins 16. Jahrhundert. 5 h Der Edelstein von Ulrich Boner, Predigermönch aus dem Dominikanerorden zu Bern (urkundlich 1324—1349). Das Buch enthält 100 Fabeln, die Boner zumeist dem Lateinischen entnahm. Die in ein- facher und anregender Sprache dargestellten gesunden Lebensregeln wurden vom Volke so geschätzt, daß der Edelstein das erste deutsche Buch war, welches im Drucke erschien (1461 zu Bamberg). 8 26. Aus Freidanks Bescheidenheit. Eingang. Ich bin genannt Bescheidenheit, Die aller Tugend Krone leiht. Freidank hat mich zurechtgestellt. Gewiß auch Fehler beigesellt. Gott dienen ohne Wank, Das ist der Weisheit Ansang. Was Gott gebeut, tust du das gern, Ist Gott in dir, du in dem Herrn. Wer die Seele will bewahren, Muß sich selber lassen fahren. Gott erhöhet alle Güte, Erniedert Stolz und Hochgemute, * Der Zusammengehörigkeit wegen ist dieses erst in der folgenden Periode erscheinende Buch bereits hier aufgeführt.

9. Dichtung des Mittelalters - S. 31

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
Vorfrühling, von 1100 bis 1180. 81 valles infolge des Verrates des heimtückischen Genelnn verliert und an diesem strenge Strafe vollzieht, während die Chan8on de Roland in Karl den siegreichen Vorkämpfer der französischen Nation feierte (Charles li reis, nostre emperere magnes). In dieser Zeit tritt auch die Spielmannsdichtung mehr in den Vordergrund. Der Spielmann (spiliman) ist der Nachfolger des Spaß- machers und Schauspielers (senrra) der römischen Kaiserzeit. Von einem Feste zum andern ziehend und die Gesellschaft durch ihre Spässe erheiternd, warm sie fast ständig auf der Wanderschaft und wurden deshalb „Fahrende" (diu varnde diet) genannt. Mit der Zeit treten auch Männer von Bildung in ihre Reihen, die sich dem geistlichen Stande hatten zuwenden wollen oder auch Kleriker geworden waren. Durch diese wurde die Dich- tung der Spielleute mit der Zeit edler und fand auch bei den besseren Kreisen Eingang. Nach der Neigung der Zeit fand sie um so mehr Gehör, je anregender durch Abenteuer und Wundergeschichten ihr Stoff war. Kein Wunder, daß gerade die Kreuzzüge, die auch der Phantasie weitesten Spiel- raum gewährten, reichsten und beliebtesten Stoff boten, daß selbst Ritter die Zahl der „Fahrenden" vermehrten. Solche Spielmannsdichtungen sind König Rother und Herzog Ernst. König Rother, um 1150 von einem mittelsränkischen Spielmann in Bayern unter der Einwirkung der Kreuzzüge gedichtet, ist ein nur dem Namen nach mit dem langobardischen Sagenkreise zusammenhangendes Epos. Es enthält die Geschichte einer Brautwerbung und spielt zu Konstantinopel und Bari. Der edle, das Ganze durchdringende Grundton ist die deutsche Treue, wie sie übt der Fürst gegen seine Mannen und die Mannen gegen ihren Fürsten. Herzog Ernst ist wahrscheinlich von einem mittelrheinischen Spiel- mann um 1175 verfaßt. In dieser Sage sind offenbar die beiden ge- schichtlichen Empörungen von Ludolf von Schwaben, Stiefsohn der Königin Adelheid, gegen seinen Vater Otto I. (953) und von Herzog Ernst von Schwaben, Stiefsohn des Kaisers Konrad Ii. (1130), ineinander gemengt. Herzog Ernst von Bayern, bei seinem Stiefvater, dem Kaiser Otto, verleumdet und von ihm geächtet, weil er dem Verleumder das Haupt abgeschlagen, unternimmt mit seinem Freunde Wetzel (Werner von Kyburg) einen Kreuzzug, aus dem er die seltsamsten Abenteuer erlebt; nachdem er im Heiligen Lande große Taten vollführt hat, kehrt er in die Heimat zurück, söhnt sich mit dem Kaiser in Bamberg aus und wird in seine Herrschaft wieder eingesetzt. Dem Reiche aber schenkt er den herrlichen Edelstein, den er aus dem Karsunkelberge mitgebracht hat und der nun in des Reiches Krone als „der Weise" leuchtet. (Vgl. Uhlands Drama: „Ernst von Schwaben".) 5. Reinhart Fuchs, von Heinrich dem Glichesäre (Gleisner — Pseudonymus), welcher vielleicht elsässischer Geistlicher war.

10. Dichtung des Mittelalters - S. 135

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 14. Stoff, Darstellung und Form des Kunstepos. 135 Wolfdietrich, der von seinem Großvater unter Wölfen (daher sein Name) aufgefunden wurde. Die Dichtung enthält eine Häufung wundersamster Abenteuer, die ihn auch in Verbindung mit König Ortnit in Lamparten bringen. Wirkungsvoll ist in der Dichtung die Treue des Herzogs Berchtung, des Erziehers des jungen Königs, geschildert. Wolf- dietrich findet sein Ende in einem Kloster, aus dem die Engel seine Seele nach langer Buße heimführten. 8 14. Ii. Das kunftopos. Stoff, Darstellung und Form des Kunstepos. Das Kunstepos ist „die Arbeit" ritterlicher Sänger, welche, aus- gezeichnet durch höfische Bildung, namentlich an den gastlichen Höfen der Fürsten, so des Herzogs Heinrich des Löwen, der Landgrafen von Thüringen und der babenbergischen Herrscher Österreichs ihre heimische Stätte fanden. Dieselben nahmen ihre Stoffe, entsprechend ihrer Bildung, die ganz von fremden, besonders französischen, beziehentlich provenzalischen Ein- flüssen beherrscht war, aus der Fremde und zwar meist nach franzö- sischen Vorbildern: fremdiu maere und fremde namen hat diu äventiure, wie einer jener Dichter selbst sagt. So sind die Stoffe ge- wählt aus den antiken Sagen vom Trojanischen Kriege und von Äneas, aus der Sage von Alexander dem Großen, aus der französischen Sage von Karl dem Großen, aus der britischen Sage von König Artus und der Tafel runde1 und aus der spa- 1 Um den Namen des Königs Artus (getötet 542), der als Vertreter der bri- tischen (keltischen) Nationalität in siegreichem Kampfe gegen die Angelsachsen, gegen Schottland, Irland, Norwegen und Dänemark gedacht wird, bildete sich mit der Zeit, indem „das erlöschende Nationalbewußtsein des von Römern und Germanen aus der Reihe der herrschenden Völker Europas verdrängten Keltenvolkes sich um ihn sammelte", ein Sagenkreis, welcher sich von Wales über Britannien und von dort über Frankreich ausbreitete. Als Muster und Vorbild aller ritterlichen Tu- genden und der feinen Sitte hält Artus mit seiner schönen und tugendhaften Gattin Ginevra glänzenden Hof in Wales. Auf den Rat des ihm befreundeten Zauberers Merlin gründet er den Orden der Ritter der Tafelrunde. Nur zwölf Helden, die durch ritterliche Tüchtigkeit jeglicher Art hervorragen, können in diesen Orden auf- genommen werden und sitzen zum Zeichen ihrer gleichen Würdigkeit vereint mit dem Könige und der Königin um eine runde Tafel. Ihr Streben geht dahin, alle Ausgaben des weltlichen Rittertums zu lösen: die Frauen zu schützen, die Über- mütigen zu demütigen, Riesen zu bändigen, Ungeheuer zu erlegen, Bezauberte zu befreien. Zu diesem Zwecke ziehen sie vom Hofe des Königs auf Abenteuer (ent-
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